34,6 % aller Einwohner in Uganda leben unterhalb der internationalen Armutsgrenze von 1,90 US $ pro Tag, gemessen in Kaufkraftparität (inflationsbereinigt zum Jahr 2011; Stand: 2013, Weltbank). In dem Betrag von umgerechnet 1,90 US $ sind nicht nur Nahrung, sondern auch andere Güter des täglichen Bedarfs wie Kleidung und Unterkunft enthalten.
Auf Grundlage der etwas älteren nationalen Haushaltsbefragung in Uganda in 2009/2010 geben wir einen kleinen Einblick in die Situation der armen Bevölkerung in Uganda anhand einiger ausgewählter Indikatoren:
In den letzten zwei Jahrzehnten konnte die Armut erheblich reduziert werden: In 1992/1993 waren noch 56,4 % aller Ugander von Armut betroffen. Somit ist das Millenniumentwicklungsziel, die Armut bis 2015 um die Hälfte zu reduzieren, erfüllt.
Die Armut in den Städten ist mit 9,1 % viel niedriger als auf dem Land (27,2 %). Zu einer geringeren Armutszahl in den Städten tragen nicht zuletzt kleinere Familien und höhere Schulausbildung sowie mehr und besser bezahlte Jobs bei.
Besonders hoch ist die Armut im Norden des Landes und liegt dort bei 49 %.
Der Erfolg der Armutsreduzierung vollzog sich regional sehr unterschiedlich. In ländlichen Gebieten konnte die Armut seit 1992/1993 um 33 % und in Städten um 19,7 % reduziert werden.
In Zentraluganda wurde der Anteil der Armen um 50 % gesenkt.
Die Armut im Norden des Landes zu reduzieren, erweist sich als besonders schwierig. Dort ist die Armut am tiefsten, sprich: dort leben mehr Menschen weit unterhalb der Armutsgrenze. Ein Grund waren die langanhaltenden bürgerkriegsähnlichen Zustände sowie die Konflikte mit der Nachbarregion Süd-Sudan.
Die Armutslücke, also der Abstand zwischen dem Medianeinkommen der Armen und der Armutsgrenze, ist ebenfalls zurück gegangen, bleibt aber dennoch hoch, besonders in den ländlichen Gebieten des Nordens von Uganda. Die Menschen dort befinden sich fernab von sozialen und ökonomischen Entwicklungstendenzen. Die Haushalte, derenEinkommen so gestiegen ist, dass sie sich aus der Armut heraus bewegt haben, bleiben meist nah an der Armutsgrenze und sind somit stark gefährdet, wieder in Armut zurück zu fallen aufgrund unvorhersehbarer Umstände (ökonomischer Schocks) wie z.B. Krankheit oder Tod eines Familienmitglieds, Einkommeneinbußen aufgrund von Ernteausfall oder ähnliches.
Die Schlüsselfaktoren in Uganda, die dafür sorgen, in Armut zu geraten, sind u.a.
Es gibt viele Haushalte auf dem Land, deren männliches Familienoberhaupt in der Stadt lebt, um ein höheres Einkommen zu erzielen. Doch nicht selten reichen selbst diese Rückflüsse an die Familie nicht, um das Einkommen zu sichern bzew. erreichen nur unzuverlässig die Familien.
Die Tendenz der sinkenden Armut ist erfreulich, doch dass rund ein Viertel der Bevölkerung noch immer in Armut lebt, ist kein Grund zur Freude.
Die guten Wirtschaftswachstumsraten von ca. 6,3 % pro Jahr werden vom hohen Bevölkerungswachstum absorbiert, das bei jährlich 3,26 % (Stand: 2017) liegt. Aufgrund der gesunkenen Sterberate hat Uganda eine der jüngsten Bevölkerungen der Welt. Rund die Hälfte der Einwohner ist jünger als 15 Jahre. Hohe Investitionen in Ausbildung und Infrastrukturmaßnahmen sind nötig, um das Arbeitskräftepotenzial zu befähigen, vorhandene Jobs auszufüllen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und das derzeitige gute Wirtschaftswachstum zu erhalten und auszubauen.
Das Bevölkerungswachstum in den Städten ist mit 5,9 % fast doppelt so hoch wie in ländlichen Gebieten mit 3,2 %; ein Zeichen für die beträchtliche inländische Migration.
Die Landwirtschaft ist die bedeutendste Einkommensquelle. Rund 66 % der arbeitsfähigen Bevölkerung verdient ihren Lebensunerhalt im Agrarsektor. Im Durchschnitt liegt der Anteil am Einkommen pro Haushalt, der aus der Landwirtschaft generiert wird, bei 51,5 %. Weitere Einkommensquellen sind:
Während die Armut gesunken ist, ist die Schere in der Einkommensverteilung gestiegen:
In den Städten ist die Ungleichverteilung am höchsten. Das resultiert hauptsächlich aus der rapiden Migration in die Städte, vor allem in die Hauptstadt Kampala. Dort gibt es höher bezahlte Jobs in den Industrie- und Dienstleistungssektoren, die eine höher qualifizierte Ausbildung erfordern.
Auf der anderen Seite ist die Zahl der Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor, besonders im informellen Sektor, hoch.
Jedoch sind wirtschaftlicher Aufschwung gepaart mit steigender Einkommensungleichverteilung nicht ungewöhnlich und das Niveau der Ungleichverteilung in Uganda ist, verglichen mit anderen afrikanischen Ländern, nicht sonderlich hoch.
Für Experten: Der Gini-Koeffizient in Uganda liegt bei 0.426 (Stand: 2009/2010)
76 % der Arbeitskräfte gilt als selbständig. Selbständigkeit ist definiert als:
24 % sind formal im bezahlten Angestelltenverhältnis tätig.
Der hohe Anteil an Selbständigen kann ein Indikator für eine niedrige Wachstumsrate im formalen Sektor sein, der sich durch höhere Löhne und Sozialleistungen auszeichnet.
In Uganda allerdings ist die Wachstumsrate des formalen Sektors mit 9,8 % pro Jahr deutlich höher als die bei den selbständig Tätigen, die bei 3,9 % liegt. Eine positive Entwicklung also.
58 % derjenigen, die außerhalb der Landwirtschaft beschäftigt sind, gehen einer Tätigkeit im informellen Sektor nach. D.h. sie sind in prekären Beschäftigungsverhältnissen ohne Sozialversicherung, ohne rechtlicher Absicherung, tätig. Der Anteil der Frauen ist mit 62 % höher als der der Männer mit 55 %.
28 % der arbeitenden Bevölkerung hat eine formale Berufsausbildung; der Ausbildungsgrad steigt langsam an, da mittlerweile mehr Ugander die Oberschule erfolgreich abschließen.
Somit stehen mehr Arbeitskräfte mit qualifizierter Ausbildung dem Arbeitsmarkt zur Verfügung als in der Vergangenheit und werden vom formalen Sektor absorbiert. Diese Entwicklung ist ein Wachstumsmotor.
Als arbeitslos in Uganda gilt, wer weniger als 1 Stunde pro Woche arbeitet (Definition der ILO).
Die Arbeitslosenquote in Uganda liegt bei 4,2 % und ist hauptsächlich in Städten zu finden.
Kinderarbeit ist ein großes Thema in Uganda.
51 % der Kinder zwischen 5 - 17 Jahren tragen in irgendeiner Form zum Familieneinkommen bei. Diese Zahl beinhaltet auch saisonable Arbeiten, d.h. dass einige Kinder außerhalb der Erntezeit weiterhin zur Schule gehen.
Nach Definition der ILO (International Labor Organisation) von Kinderarbeit gelten 34 % aller Kinder in Uganda als arbeitend und gehen nicht zur Schule.
Begrenzter Zugang zu Farmland, z.B. durch ungesicherte Eigentumsrechte, erschwert den Reformprozess zur kommerzialisierten und somit produktiveren Landwirtschaftsnutzung. Eine große Anzahl von Familienmitgliedern, auf die das vorhandene im Familienbesitz befindliche Farmland aufgeteilt werden muss, trägt zu kleinerem Pro-Kopf-Grundbesitz bei, das wiederum zu weniger Produktivität führt.
Frauen werden weniger Landrechte zugesprochen als Männern. Wie auch in anderen afrikanischen Ländern verwehren Bräuche und Traditionen den Frauen Besitzrechte an Farmland. Hier schließt sich der Kreis, bedenkt man, dass ein Hauptkriterium für die Wahrscheinlichkeit, in Uganda von Armut betroffen zu sein, ist, dass der Familienvorstand eine Frau ist.
Trotz einiger Verbesserungen ist die Infrastruktur in ländlichen Gebieten noch immer unzureichend und behindert weitere Armutsreduzierungsmaßnahmen. Das Straßennetz in Uganda ist ausbaufähig. Viele ländliche Gebiete verfügen über kein oder ein unzulängliches Straßennetz. Eine gute Anbindung ist jedoch Voraussetzung für die Erschließund von und Teilnahme an Märkten. Die Industrialisierung der Landwirtschaft muss voran getrieben werden. Dies alles sind Voraussetzungen für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklungen. Die Regierung muss daher mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, vor allem, da die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung auf dem Land lebt und Landwirtschaft die Haupteinkommensquelle der ugandischen Bevölkerung ist.
Zugang zu Elektrizität in ländlichen Haushalten ist nur leicht und in armen Haushalten kaum angestiegen seit 1992/1993.
"Tadooba", eine handgemachte, einfache Paraffin-Kerze, ist die gebräuchlichste Form der Lichterzeugung.
Zum Kochen werden zu 95 % Holz und Kohle verwendet. Dies ist einer der Gründe für die hohe Zahl an Atemwegserkrankungen.
Die letzte Befragung in 2009/2010 ergab, dass für 10 % der Landbevölkerung als sanitäre Anlage der Busch allein zur Verfügung stand. Die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Land (86,8 %) und in Städten (80 %) nutzte einfache Gruben.
Bei 82 % der Ugander verfügten die sanitären Anlagen über keinen Wasserzugang.
Die durchschnittliche Entfernung, um an sauberes Trinkwasser zu gelangen, beträgt 0,7 km;
die Wartezeit an den Trinkwasserstellen liegt bei ca. 27 Minuten.
Fast ein Drittel der Bevölkerung bezieht ihr Trinkwasser aus öffentlichen Trinkwasserzugängen.